TME LEGAL | DUBAI – RECHT KLAR

Rechtliche Auswirkungen des neuen Klimaschutzgesetzes der VAE auf Unternehmen: Klimaschutz als Compliance-Pflicht

Das Bundesdekret-Gesetz Nr. (11) von 2024 der VAE stellt einen umfassenden Rechtsrahmen zur Bekämpfung des Klimawandels dar, der verbindliche Umwelt- und Berichterstattungspflichten für Unternehmen schafft. Die rechtlichen Anforderungen erfordern tiefgreifende betriebliche Anpassungen und den Aufbau eines strukturierten Compliance-Managements. Unternehmen, die frühzeitig in nachhaltige Technologien und interne Kontrollsysteme investieren, können rechtliche Risiken minimieren und von den durch das Gesetz geschaffenen wirtschaftlichen Anreizen profitieren.

Rechtliche Auswirkungen des neuen Klimaschutzgesetzes der VAE auf Unternehmen: Klimaschutz als Compliance-Pflicht

Mit dem Bundesdekret-Gesetz Nr. (11) von 2024, das am 30. Mai 2025 in Kraft treten wird, haben die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) einen verbindlichen Rechtsrahmen geschaffen, der Unternehmen und staatliche Institutionen zu umfangreichen Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels verpflichtet. Ziel ist es, die nationale Klimapolitik an internationalen Standards auszurichten und die Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen rechtsverbindlich umzusetzen.

I. Regelungsgegenstand und Rechtscharakter

Das Gesetz verfolgt das Ziel, Treibhausgasemissionen (THG) durch regulatorische und marktwirtschaftliche Instrumente zu reduzieren. Art. 2 definiert die nationale Klimastrategie als rechtlich bindenden Rahmen, wobei das Kabinett verpflichtet ist, jährliche Emissionsziele festzulegen. Die gesetzlichen Regelungen beruhen auf der verfassungsrechtlichen Zuständigkeit des Bundes im Umwelt- und Wirtschaftsschutz. Durch die explizite Verknüpfung mit internationalen Klimaschutzmechanismen wird das Gesetz zu einem hybriden Regelwerk aus nationalem und internationalem Umweltrecht. Unternehmen mit globalen Lieferketten sind daher gleichermaßen betroffen.

II. Rechtsfolgen für Unternehmen

1. Emissionsminderungspflichten / Technische und betriebliche Überwachungspflichten

Nach Art. 5 müssen Unternehmen, die in emissionsintensiven Sektoren tätig sind (z. B. Energie, Industrie, Transport), ihre Produktionsprozesse an den nationalen Reduktionszielen ausrichten. Diese sektoralen Ziele werden jährlich durch das Kabinett festgelegt und durch spezifische Erlasse konkretisiert. Unternehmen sind verpflichtet, Investitionen in nachhaltige Technologien und emissionsarme Verfahren zu tätigen, um ihren gesetzlichen Verpflichtungen nachzukommen.

Art. 6 sieht eine umfassende Überwachung der betrieblichen Emissionen durch Unternehmen vor. Hierzu gehört die Einrichtung zertifizierter Umweltmanagementsysteme, die eine kontinuierliche Erfassung und Validierung der Emissionsdaten sicherstellen. Unternehmen sind verpflichtet, ihre Berichte regelmäßig bei den zuständigen Behörden einzureichen und diese für einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren aufzubewahren. Fehlerhafte oder unvollständige Berichterstattung wird als Rechtsverstoß gewertet.

2. Marktmechanismen und Emissionshandel

Nach Art. 10 wird ein nationales Handelssystem für Emissionszertifikate eingeführt. Unternehmen können durch den Kauf von Kohlenstoffgutschriften ihre Emissionsbilanz ausgleichen und wirtschaftliche Anreize für Investitionen in emissionsarme Technologien erhalten. Die verfügbare Zertifikatsmenge wird schrittweise reduziert, um den Anreiz für klimaschonende Investitionen zu verstärken. Diese Regelung orientiert sich am europäischen Emissionshandelssystem (EU ETS).

3. Sanktionsregelungen und rechtliche Folgen

Art. 14 regelt die Sanktionen bei Verstößen gegen die gesetzlichen Vorgaben. Unternehmen können mit Geldstrafen zwischen 50.000 und 2 Millionen AED belegt werden. Wiederholte Verstöße innerhalb eines Zeitraums von zwei Jahren führen automatisch zur Verdopplung der Geldstrafen. Dies unterstreicht den strafbewehrten Charakter der Vorschriften und hebt die Bedeutung interner Compliance-Systeme hervor.

III. Internationale Konformität und Rechtsvergleich

Das Gesetz folgt dem internationalen Standard und orientiert sich an umweltrechtlichen Vorbildern wie dem EU-Emissionshandelssystem (EU ETS) und den Offenlegungsanforderungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD). Es verpflichtet Unternehmen, ihre Berichterstattung an internationale Umweltstandards und rechtliche Rahmenbedingungen anzupassen.

Unternehmen mit globalen Geschäftstätigkeiten sollten darauf achten, dass ihre Emissionsberichte mit internationalen Offenlegungspflichten harmonisieren, um rechtliche Risiken in anderen Jurisdiktionen zu minimieren.

IV. Handlungsempfehlungen für Unternehmen

Zur Erfüllung ihrer gesetzlichen Pflichten sollten Unternehmen in den VAE die folgenden Maßnahmen umsetzen:

  • Compliance-Management: Einführung eines unternehmensweiten Umweltmanagementsystems nach ISO 14001 zur strukturierten Erfassung und Berichterstattung von Emissionen.
  • Interne Kontrollsysteme: Implementierung eines rechtssicheren Systems zur Überwachung und Dokumentation von Emissionsdaten gemäß Art. 6.
  • Rechts- und Steuerberatung: Zusammenarbeit mit spezialisierten juristischen und technischen Beratern zur Risikominimierung und optimalen Ausschöpfung wirtschaftlicher Anreize gemäß Art. 10.
  • Regelmäßige Berichterstattung: Einrichtung interner Prozesse für die fristgerechte Erstellung und Einreichung von Berichten bei den zuständigen Behörden.

V. Fazit

Das Bundesdekret-Gesetz Nr. (11) von 2024 der VAE stellt einen umfassenden Rechtsrahmen zur Bekämpfung des Klimawandels dar, der verbindliche Umwelt- und Berichterstattungspflichten für Unternehmen schafft. Die rechtlichen Anforderungen erfordern tiefgreifende betriebliche Anpassungen und den Aufbau eines strukturierten Compliance-Managements. Unternehmen, die frühzeitig in nachhaltige Technologien und interne Kontrollsysteme investieren, können rechtliche Risiken minimieren und von den durch das Gesetz geschaffenen wirtschaftlichen Anreizen profitieren.

Share:

More Posts

Neuer FTA-Leitfaden zu Zinsabzugsbeschränkungen im Körperschaftsteuerrecht der VAE

Der Leitfaden ist Teil der kontinuierlichen Bemühungen der VAE, ihre Steuerpolitik mit internationalen Standards – insbesondere der OECD BEPS-Initiative (Base Erosion and Profit Shifting) – in Einklang zu bringen und missbräuchliche grenzüberschreitende Gestaltungen einzudämmen. Unternehmen sind nun gefordert, die neuen Vorgaben in ihre steuerliche Planung einzubeziehen und ihre Finanzierungsstrategien entsprechend auszurichten.

Rechtliche Analyse des neuen End-of-Service-Gratuity-Sparmodells in den VAE

Das neue End-of-Service-Sparmodell der VAE stellt eine zukunftsweisende Reform dar, die sowohl Arbeitnehmern als auch Arbeitgebern erhebliche Vorteile bietet. Die Möglichkeit, Gratuity-Fonds in professionell verwaltete Anlageformen zu überführen, sorgt für mehr Transparenz und langfristige finanzielle Sicherheit. Unternehmen, die sich für eine Teilnahme interessieren, sollten frühzeitig ihre internen Prozesse anpassen, um die Vorteile dieses innovativen Modells voll auszuschöpfen.

Das neue Wettbewerbsgesetz der VAE

Die Reform des Wettbewerbsrechts in den VAE stellt einen entscheidenden Schritt in Richtung einer moderneren und transparenteren Marktregulierung dar. Die Einführung klar definierter Schwellenwerte für die Fusionskontrolle, die Abschaffung pauschaler Branchenausnahmen und die drastische Verschärfung von Sanktionen sind Ausdruck eines zunehmend regulierten Wettbewerbsumfelds. Das Gesetz trat am 29. Dezember 2023 in Kraft, während die neuen Schwellenwerte für die Fusionskontrolle seit dem 31. März 2025 gelten. Unternehmen müssen daher sicherstellen, dass sie spätestens seit diesem Zeitpunkt die neuen Vorschriften einhalten.

Gesetz Nr. 2 von 2025: Umfassende Reform des DIFC Courts Law

Das Gesetz Nr. (2) von 2025 stellt einen bedeutenden Meilenstein in der Weiterentwicklung der DIFC Courts dar. Es legt den Fokus auf Mediation, gerichtliche Effizienz und einen menschenzentrierten Ansatz zur Streitbeilegung. Durch die klare Abgrenzung der Zuständigkeiten, die Einführung von Mechanismen für einvernehmliche Lösungen und die Flexibilisierung der Verfahrensabläufe stärkt das Gesetz die Position des DIFC als führendes internationales Finanzzentrum mit einer modernen und leistungsfähigen Justiz.

Autor