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Steuerprüfungen in den VAE

Tax Audits in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) lösen bei vielen Unternehmen aufgrund der strengen Sanktionen häufig Besorgnis aus. Dieser Artikel erläutert die rechtlichen Grundlagen von Tax Audits gemäß den lokalen Vorschriften, zeigt die Rechte sowohl der Bundessteuerbehörde (Federal Tax Authority – FTA) als auch der Steuerpflichtigen auf und gibt praxisnahe Handlungsempfehlungen zur gezielten Vorbereitung. Im Fokus stehen eine vorausschauende Vorbereitung, prozedurales Bewusstsein sowie die Verlässlichkeit interner Systeme – mit dem Ziel, eine unternehmensweite Compliance-Kultur zu fördern.

Steuerprüfungen in den VAE

Rechtlicher Rahmen, Rechte und praktische Strategien zur souveränen Bewältigung von Tax Audits

I. Tax Audits in den VAE

Für viele in den VAE tätige Unternehmen weckt der Begriff „Steuerprüfung“ Unbehagen – nicht zuletzt aufgrund des umfangreichen Bußgeldrahmens. Gemäß d. Federal Decree Laws Nr. (28) von 2022 über Steuerverfahren versteht man unter einem Tax Audit den Vorgang, bei dem die FTA Geschäftsunterlagen und andere relevante Daten prüft, um die Einhaltung steuerlicher Verpflichtungen sicherzustellen. Dies betrifft nicht nur registrierte Steuerpflichtige, sondern potenziell jede natürliche oder juristische Person, die unter den Geltungsbereich des Gesetzes fällt.

Prüfungen erfolgen nicht willkürlich, sondern in der Regel risikobasiert oder bei Anzeichen von Unregelmäßigkeiten in der Berichterstattung. Besonders im Fokus stehen Unternehmen, die mit Mehrwertsteuer (VAT), Verbrauchssteuer (Excise Tax) oder Körperschaftsteuer (Corporate Tax) in Berührung kommen.

Während einer Prüfung werden Bilanzen, Gehaltsunterlagen, Anlageverzeichnisse, Lagerbestände, Verträge und Rechnungen kontrolliert. Diese Dokumente sind mindestens sieben Jahre aufzubewahren – eine Frist, die sich bei laufenden oder bevorstehenden Prüfungen verlängert.

II. Abgrenzung: Tax Audit vs. Financial Audit

Auch wenn sowohl Steuer- als auch Finanzprüfungen eine Analyse der finanziellen Unterlagen eines Unternehmens beinhalten, unterscheiden sie sich grundlegend in Zielsetzung und Vorgehensweise.

Der Financial Audit erfolgt meist durch externe Prüfer mit dem Ziel, ein „wahres und faires Bild“ der finanziellen Lage nach geltenden Rechnungslegungsstandards zu vermitteln. Sie richtet sich primär an Anteilseigner, Investoren und Aufsichtsbehörden und dient der Verlässlichkeit der Finanzberichterstattung.

Im Gegensatz dazu dient der Tax Audit der Überprüfung, ob ein Unternehmen seine steuerlichen Pflichten korrekt erfüllt hat – also ob die richtige Steuerhöhe erklärt und abgeführt wurde. Die FTA untersucht dabei unter anderem die Geschäftsvorfälle, die Klassifizierung von Einnahmen und Ausgaben sowie den Zeitpunkt der Steuerentstehung. Tax Audits sind verpflichtend und ziehen bei Verstößen rechtliche Konsequenzen nach sich.

III. Strategisches Handeln in allen Auditphasen

Die Vorbereitung auf eine Steuerprüfung beginnt nicht erst mit der Ankündigung, sondern ist ein kontinuierlicher Prozess. Unternehmen sind verpflichtet, alle relevanten Unterlagen in einem abrufbaren Format vorzuhalten – idealerweise in Verbindung mit Buchhaltungssystemen, die Genauigkeit und Konsistenz gewährleisten.

Nach Zugang einer Prüfungsankündigung – diese erfolgt mindestens zehn Tage im Voraus – sollten Unternehmen:

  • Die Identität der prüfenden FTA-Mitarbeiter verifizieren.
  • Sicherstellen, dass die Prüfung zu den regulären Geschäftszeiten erfolgt (Ausnahmen vorbehalten).
  • Die angeforderten Informationen bereitstellen, dabei aber auch auf Verhältnismäßigkeit und Datenschutz achten.

Das Ergebnis der Prüfung wird in der Regel innerhalb von zehn Tagen nach Abschluss mitgeteilt. Der Steuerpflichtige kann innerhalb von 20 Tagen Einsicht in die entscheidungsrelevanten Unterlagen der FTA verlangen.

IV. Compliance als rechtliche Notwendigkeit

Das steuerrechtliche Umfeld der VAE verlangt von Unternehmen, sowohl dokumentarische als auch verfahrensbezogene Sorgfalt zu wahren. Zwar besitzt die FTA weitreichende Prüfungsbefugnisse – einschließlich Wiederholungsprüfungen und temporärer Versiegelung von Geschäftsräumen – doch genießen Steuerpflichtige auch Rechte auf Transparenz und ein faires Verfahren.

Zur Risikominimierung sollten Unternehmen:

  • Jährliche interne oder externe Probeprüfungen durchführen, um Schwachstellen frühzeitig zu identifizieren.
  • Ihre ERP- und Buchhaltungssysteme regelmäßig prüfen, um auditfähige Berichte zu gewährleisten.
  • FTA-Anfragen zügig und fundiert beantworten.
  • Fehler möglichst vor einer Prüfung freiwillig offenlegen, um Strafzuschläge zu reduzieren.

Eine frühzeitige und freiwillige Offenlegung kann die Strafhöhe erheblich verringern – während verspätete Korrekturen nach Bekanntwerden einer Prüfung zu Strafen in Höhe des Doppelten der Steuerschuld führen können. Compliance sollte daher nicht als Pflichtübung, sondern als integraler Bestandteil der Unternehmensführung verstanden und durch regelmäßige interne Überprüfungen abgesichert werden.

V. Fazit

Mit der Einführung der Körperschaftsteuer und steigenden Anforderungen an die steuerliche Transparenz ist es für Unternehmen in den VAE an der Zeit, ihre steuerliche Governance grundlegend zu überdenken. Wer sich strukturiert vorbereitet und seine internen Prozesse stärkt, kann Tax Audits als reguläre Kontrollinstanz annehmen – statt sie zu fürchten. Rechtssicherheit und operative Effizienz gehen dabei Hand in Hand.

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